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Vorgeschichte

Geschrieben am 08. April 2013

Um zu verstehen, warum es in dem kleinen Dorf Siebeneichen, obwohl als Ortsteil zur Stadt Sulzbach-Rosenberg mit zwei großen Feuerwehren gehörend, eine eigene Feuerwehr gibt, muß man wissen, dass Siebeneichen erst durch die bayerische Gemeindegebietsreform 1978 in das Stadtgebiet eingegliedert wurde. Davor war der Ort Teil der Gemeinde Poppenricht. Die Gemeinde Poppenricht setzte sich 1842 aus den Dörfern Poppenricht und Siebeneichen, den Weilern Häringlohe, Wirnsricht, Kropfersricht, Stifterslohe und Prohof, sowie den Einöden Grund und Arzhaus mit ca. 300 Seelen zusammen.

Für Bayern und der Oberen Pfalz war durch Erlass einer „allgemeinen Feuerordnung“ vom 30.03.1791 das „Löschwesen“ geregelt.

In einer Anordnung des kgl. Landgerichts Sulzbach vom 13.09.1855 wurde die Wahl der Brandversicherungsausschussmitglieder angeordnet. Es wurden gewählt: Johann Dotzler, Bauer in Poppenricht, Johann Leonhard Flierl, Schmied in Siebeneichen und Johann Päßler, Bauer in Prohof. Ihre Aufgabe bestand in der Beschaffung und Erhaltung der zum gemeinsamen Gebrauch bestimmten Feuerlöschmaschinen.

Die bay. Gemeindeordnung von 1869 beauftragte die jeweiligen Bürgermeister mit der Bewahrung der Feuerlöschgerätschaften.

Ab Mitte des 19.Jhd. dürfte sich in der Gemeinde eine „Feuerwehr-Organisation“ herausgebildet haben.

Am 01.06.1874 fordert das Bezirksamt die Gemeinde auf, eine größere Löschmaschine, d.h. eine fahrbare Druck- und Saugspritze, zum Preis von ca. 200 Gulden anzuschaffen. Daraufhin beschloß der Gemeindeausschuß einstimmig die Anschaffung sowie den Bau eines kleinen Spritzenhauses, da kein geeigneter Raum zur Unterbringung vorhanden war.

Allerdings lehnte am 30.08.d.J. in einer Gemeindeversammlung eine Mehrheit von 35 : 21 Stimmen diesen Beschluß ab, weil diese in Poppenricht stationierte große Löschmaschine im Brandfall nur Poppenricht nützen würde. Alle anderen Orte wären zu weit weg und ein Brand in diesen Orten von Poppenricht aus nicht zu sehen. Auch hätten alle Orte nur wenig Wasser, was den Einsatz dieser Löschmaschine bei einem größeren Brand stark beeinträchtigt. Außerdem befinde sich in Siebeneichen bereits eine Druckspritze und die in Poppenricht bedürfe nur einer ausgiebigen Reparatur.

Die Ablehnung wurde aber nicht nur sachlich begründet, sondern damals spielte auch die Religionszugehörigkeit eine wichtige Rolle: „Von den Gemeindebürgern von Prohof, Stifterslohe, Grund, Kropfersricht, Siebeneichen, Arzhaus und Häringlohe, die nach Rosenberg gepfarrt und mit Ausnahme der von Häringlohe und den Katholiken zu Wirnricht, auch nach Rosenberg eingeschult seien, könne nicht verlangt werden, zum Schutz der Kultusgebäude in Poppenricht eine Löschmaschine zu erweben.“

Am 04.11.1879 ordnete das Kgl. Bezirksamt die unverzügliche Bildung einer gemeindlichen Pflichtwehr an, die sich an bereits organisierte freiwillige Feuerwehren anpassen sollte. Die Wahl des Kommandanten und der drei Zugführer der Poppenrichter Wehr erfolgte am 28.12.d.J. Zum Kommandanten wurde einstimmig Johann Hollederer gewählt.

Aus einer im Staatsarchiv Amberg aufbewahrten „Grundliste der Pflichtfeuerwehr der Gemeinde Poppenricht“ aus dem Jahr 1883 geht hervor, dass die Wehr 48 Mitglieder hatte. (Allerdings fehlt eine Auflistung der Ordnungsmänner.)

Zu diesem Zeitpunkt war Kreiner Benedikt, Wirt in Siebeneichen, Zugführer der Steiger. Weitere Wehrmänner aus Siebeneichen waren der Schmied Flierl Johann und sein Sohn Leonhard, der Gütler Koller Martin, der Bauerssohn Flierl Konrad und Kreiner Andreas; aus Kropfersricht die Gütler Aures Leonhard, Aures Christoph, Kohl Gabriel und der Knecht Haller Georg.

Verteilung der Mitglieder (soweit namentlich bekannt) nach Orten:

Poppenricht 22
Häringloh 4
Wirnsricht 4
Siebeneichen 6
Kropfersricht 4
Grund 1
Stiftersloh 5
Prohof 2

 

1899 trat an die Stelle der Pflichtfeuerwehr eine freiwillige Feuerwehr.

Von den Nachfolgewehren wurde als erstes am 28.05.1899 Poppenricht mit den Orten Häringlohe und Wirnsricht als freiwillige Feuerwehr in den Bayerischen Feuerwehrverband aufgenommen.

Als zweite Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Poppenricht trat am 19.05.1901 Siebeneichen mit den Orten Kropfersricht, Stifterslohe und Prohof dem Bayerischen Landesfeuerwehrverband bei.

 

* überarbeitete und ergänzte Fassung der Feuerwehrgeschichte der Gemeinde Poppenricht aus: Batzl Heribert „Gemeinde Poppenricht“ , S. 60, 168, 170

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